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Warum?   Wo?   Was?   Wie?

Warum? 

Nach all den Jahrzehnten der Selbstständigkeit in der hektischen Automobilbranche, der ungleichen Zusammenarbeit mit immer rücksichtsloseren Großkonzernen, sollte unser Leben einen anderen Rhytmus erhalten - gemütlicher, weniger hektisch und mir deutlich mehr Lebensqualität versehen. Auf der Suche nach Ruhe sollte ein Ort, ein Domizil entstehen, an dem die Zeit still zu stehen scheiont.

 

Wo?

Unser Ziel war das herrliche Weserbergland. Zufällig verschlug es uns direkt an die Weser nach Oedelsheim, einem Dorf mit knapp 900 Einwohnern. Um das Leben in alten Gemäuern kennenzulernen, mieteten wir einen alten Resthof. Der besondere Reiz des Lebens am Fluss, die Freundlichkeit der Menschen vor Ort, sowie die ungewohnte Ruhe (die Stille kann ganz schön laut sein, (vor allem wenn man aus dem Rhein-Main-Gebiet kommt), machten uns die Entscheidung nicht schwer hier nach einer dauerhaften Bleibe zusuchen.  

 

Was? 

Durch ein Gespräch mit einer Bekannten erfuhren wir von einem geplanten Verkauf eines Fachwerkhauses in direkter Nachbarschaft, im alten Unterdorf.

Seit den 60er Jahren vollkommen mit Eternit behängt, war es nicht als Einzeldenkmal im Denkmalschutz aufgenommen.

Nach außen wirkte das unscheinbares Anwesen sehr klein, das Grundstück war mit Scheunen und Nebengebäuden vollkommen verbaut. Für unsere Vorstellungen erschien es uns ungeeignet.

Nach erster spontaner Ablehnung sprachen wir dann doch die Hausbesitzer, ein älteres Ehepaar an und wurden sogleich zu einer Hausbesichtigung eingeladen.

Das Haus wurde 1757 erbaut und war Liebe auf den zweiten Blick. Es war optisch in einem tadellosen und sauberen Zustand. Im Laufe der Jahrzehnte wurde es immer wieder dem Zeitgeist entsprechend renoviert und modernisiert. Decken, Wände, sowie die Fassade waren aufwändig verkleidet und penibel begradigt. Die typischen Merkmale eines historischen Gebäudes waren sukzessive verdeckt worden. Der Charme der Jahrhunderte war übertüncht vom Geschmack der 60er und 70er Jahre, in denen alles neu und modern erscheinen sollte.

Es war schon ein mitunter mulmiges Gefühl ein Haus zu kaufen, in dem das Herzblut der Besitzer aus mehr als 70 Jahren Lebenszeit steckten und gleichzeitig eine Planung für eine Komplettsanierung zu machen. Aber ..., wir wollten das Haus ja nur verschönern, die alte Baukunst, die Tradition wieder zum Vorschein zu bringen und für die Nachwelt zu sichern. Jeder Rückbau ist für uns eine Änderung zum Guten. Gleichzeitig sollte unser neues, altes Haus ökologisch den heutigen Bedingungen angepasst werden. Auch das sind wir den nachfolgenden Generationen schuldig.

Unser Plan war gründlich durchdacht. Mit dem Umbau wollten wir mehr Offenheit und Licht schaffen. Die Bauernhausatmosphäre sollte sowohl innen, als auch um das Haus herum erhalten bleiben, bzw. wieder zum Vorschein gebracht werden.

Dann war es soweit - das alte Fachwerkhaus wurde gekauft und schon ging es los ....

Unsere Vision: Hauswirtschaftsraum und Vorratsraum neben der Küche, ein großzügiges Bad, ein ebensolcher Wohnbereich mit Aussicht und direktem Zugang zum Garten.

Unsere Ansprüche entsprachen nicht unbedingt den Vorstellungen früherer Generationen. Das war uns bewusst - aber wo ein Wille ist ....

ZU unserer Überraschung entdeckten wir im Boden verfaulte Balken. Nach dem Krieg und dem mit der Bombadierung der Edertalsperre ausgelösten Hochwasser der Weser, wurde der gestampfte Lehmboden entfernt und eine Bodenplatte betoniert. Hier meinten es die Bauherren gut und verlegten unter dem Beton eine Plastikfolie. Durch die fehlende Belüftung lösten sich die Eichenbalken über die Jahrzehnte regelrecht auf und mussten von uns ersetzt werden.

Erwähnt sei noch, dass die Außenbalken des Fachwerks die 250 Jahre unbeschadet überstanden haben, sie sind in einem sehr guten Zustand.

Drei Zimmer - drei unterschiedliche Wände - drei Türen. Um hier eine einheitliche Wandfläche zu erhalten, entschieden wir uns dazu eine dünne Innenwand aufzubauen und somit die alten Türen gleich mit zu verschließen.

Der alte Bodenbalken wurde entfernt, der Boden betoniert und das neue Gebälk aufgestellt.

Es folgten das Bad im Obergeschoss und das Schlafzimmer. Letzteres ist das einzige Zimmer im Haus, welches seine vorherige Nutzung behielt.

In diesem Zimmer machten wir eine interessante Entdeckung. Beim Entfernen der Styropordecke kam eine schwarz glänzende Lehmdecke zum Vorschein. Hier musste in grauer Vorzeit, wie in vielen Fachwerkhäusern auf dem Dorf üblich, eine Räucherkammer vorhanden gewesen sein.

Nun ging es an der Außenfassade mit schwerem Gerät zur Sache. Die hässlichen Eternitplatten waren asbesthaltig und wurden von einer Fachfirma ordnungsgemäß entsorgt. Von der ursprünglichen Isolierung war nicht mehr viel vorhanden.

Jetzt wurde endlich das schöne Fachwerk sichtbar, auf welches wir uns so gefreut hatten.

Um eine für ein altes Fachwerkhaus untypisch gerade Wand zu erhalten, wurden bei der Verkleidung bis zu 7 Dachlatten übereinander genagelt.

Für das künftige Bad / WC im Erdgeschoss, die Garderobe, sowie den Hauswirtschaftsraum mauerte ich neue Wände. Die Sanitärinstallation wurde im gesamten Haus komplett erneuert, wie auch die Elektroinstallation und die Heizanlage.

Die Bodenschwelle im künftigen Esszimmer war ebenfalls von innen durch die schon geschilderte Folie verfault und musste erneuert weden. Das Haus stützte der Zimmermann mit Baumstämmen ab. Das sah schon sehr spektakulär aus.

Beim früheren Einbau von modernen, größeren Fenstern entfernte man seinerzeit sämtliche Querriegel unter den Fenstern. Glücklicherweise konnten wir in der historischen Baustoffbörse im Wasserschloß Wülmersen fündig werden, konnten alte Eichenbalken erwerben und wieder einbauen.

Alle Fensteröffnungen wurden zurück gebaut. Neue Sprossenfenster aus Holz ließen wir anfertigen und einbauen.

Um das Fachwerkhaus auch energetisch zu modernisieren und natürlich das Fachwerk sichtbar zu lassen, entschieden wir uns für eine Innendämmung mit Isofloc. Hierzu baute ich an allen Außenwänden eine Innenwandinstallation auf, ohne Verbindung zur Wand. Es sollten keine Kältebrücken entstehen. Der Hohlraum von min. 7 cm wurde später durch einen Druck von 6-8 bar mit dem Dämmstoff aus Zellulose gefüllt.

Die Scheune war zu hoch und nahm uns die ganze Sonne auf unserer geplanten Veranda. Folglich wurde sie um ca. 6 m in der Höhe abgetragen.

Spätestens jetzt waren wir die Atraktion im Dorf, wurden zur sonntäglichen Pilgerstätte für Spaziergänger und zum Teil fassungslos beäugt.

Ein altes Wasserfass aus Holz kam zum Vorschein. Wir spendeten es dem Heimatmuseum. Dort nahm man es dankbar an.

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Der Winter ist da, ein arbeitsintensives Jahr geht zu Ende.

Wir haben viel geschafft, seit wir im Mai angefangen haben. Und alles nur in Freizeit, Wochenende und Urlaub. 

Die neue Haustür ist da. Sie wurde nach unseren Vorstellungen und eigenen Skizzen gebaut.

Wir finden sie passt vom Stil her optimal.

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